HAWK FH - Hildesheim/Holzminden/Gottingen
Fachbereich Konservierung und Restaurierung
4. Konservatorische Untersuchungen und Durchfuhrung der ausstehenden Maßnahmen
4.1 Farbschichtenabnahmen
Um einen weiteren Verfall des Objektes zu
verhindern, sollten in erster Linie die gesamten Farbschichten entfernt
werden. Dazu wurden an dezenten Stellen Probeversuche mit verschiedenen
Abbeizertypen von diversen Herstellern gemacht.
A1: Synpeko, Zmywacz, Einwirkzeit (10-20min.), Ingredienzien (unbekannt).
A2: Scandia Cosmetics, Scansol, Einwirkzeit (10-20min.), Ingredienzien (di-Chlormethan, Isopropanol ).
A3: 33V, Srodek Do Uzywania Starych Powlok, Einwirkzeit ( 5-30min.), Ingredienzien (unbekannt).
A4: Sniezka, Zmywacz, Einwirkzeit (ca. 20min.), Ingredienzien( Methylenchlorid, Isopropanol, Toluen).
Von jedem Abbeizer sind 10 mal 10cm große Zellstoffkompressen, mit einer oben versehenen Polyethylenschicht, angefertigt und probeweise angebracht worden. Bei diesem Versuch wurde die Einwirkzeit variiert. Scansol von Scandia Cosmetics, mit einer Einwirkzeit je nach Wetterlage, von ca. 10min bei direkter Sonneneinstrahlung und 15 min ohne direkter Sonneneinstrahlung, erwies sich dabei am effektivsten. Eine zu lange Einwirkzeit hat eine Abnahme erschwert. Der Abbeizer musste je nach Art und Anzahl der einzelnen Farbschichten mehrmals aufgetragen werden.
Kompressen mit zusatzlicher Ammoniaklösung zeigten keine Wirkung.
Es wurden folgende Methoden ausprobiert:
1. Die angeloste Farbe wurde mittels
Spachtel und Skalpell grob abgekratzt. Anschließend wurden die restlichen
Farbpartikel mithilfe von Aceton und einem Borstenpinsel angelost und
mithilfe von Zellstoff bzw. Baumwolle abgetupft. Wenn notig wurde die
Stelle mit einem Skalpell nachbearbeitet. Diese Methode stellte sich als außerst schonend fürs Objekt heraus, war jedoch mit hohem Zeitaufwand
sowie Aceton Verbrauch verbunden. Der gravierende Nachteil war jedoch,
dass die geloste Farbe in den Sandstein sickerte und diesen unnotig
verfarbte.
2. Die mit Abbeize gelosten Farbschichten
wurden ebenfalls mit Spachtel sowie Skalpell entfernt. Auf die restlichen
Farbpartikel wurde erneut eine Schicht Abbeize gelegt und nach der
Einwirkzeit wurde diese mit einer Schicht Zellstoff versehen. Nach der
Einwirkzeit wurde der Zellstoff samt der gelosten restlichen Farbe mit
verschiedenen Drahtbürsten (abhangig von der Stelle) abgeburstet.
Der Mechanismus dieser Methode ist folgender, dass der aufgetragene Zellstoff mit der Drahtbürste in kleinere Partikel zerfetzt wird und diese sich mit der Bewegung der Bürste aufrollen und gleichzeitig mit der mechanischen Abtragung gelöste Farbreste aufnehmen.
Zum Schluss werden die noch vorhandenen restlichen Farbpartikel mithilfe von Aceton und Zellstoff abgenommen.
3. Da ein Sandstrahlgerat nur einen Tag
zur Verfügung stand, wollte man diesen zur direkten Farbabnahme nutzen.
Dazu wurden verschiedene Kornungsgroßen an unterschiedlichen Stellen
ausprobiert. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass der Sandstrahl auf
der dicken sowie robusten Farboberfläche kaum Wirkung zeigte.
4. Als weitere Alternative blieb ein
Dampfstrahler, mit welchem sich die abgeloste Farbe außerst schonend
abnehmen ließe. Unser Gerät erwies sich jedoch als technisch defekt.
5. Eine weitere Moglichkeit bestand
darin, die geloste Farbe mittels Hochdruckreiniger abzunehmen. Dazu wurde
der Wasserstrahl so geregelt, dass er flachig eingestellt war und seine
Kraft keine Gefahr für den Sandstein darstellte. Stellen die Absandungen
aufwiesen oder auch Abbruche und Kanten wurden vorher mit einem Klebeband
abgedeckt und mit dem Wasserstrahl umgangen. Zu beachten war außerdem,
dass der bei Inbetriebnahme austretende Wasserstrahl nicht aufs Objekt
gerichtet sein sollte, da dieser viel mehr Kraft besitzt als der
anschließende, konstante Wasserstrahl.
Als besonders effektiv erwies sich, wenn der flachige Wasserstrahl, mit angepasstem Druck, so dicht wie möglich am Objekt gefuhrt wurde. Denn dabei wirkt sein auf eine schmale Flache verteilter Druck, wie eine Spachtel.
Die Hochdruckreinigermethode kann jedoch nur an wirklich unbedenklichen Stellen durchgefuhrt werden, da diese nur schwer zu kontrollieren ist.
Anmerkungen: um das Potenzial des Abbeize möglichst vollstandig nutzen zu konnen, sollte die behandelte Fläche sofort mit einer Polyethylenfolie abgedeckt werden, um die Ausdunstung des Losemittels zu erschweren.
Mihail Safronov
Peter Leder
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